Das Kasperltheater:


Das Kasperltheater ist für Kinder und Erwachsene gleichermaßen eine Attraktion, das jeden in seinen Bann zieht. Die Kinder versetzten sich in eine andere Welt, erleben das Kasperlstück voller Freude und lassen sich "verzaubern" - sie leben im Kasperlspiel mit.

Schenken Sie Ihrem Kind einen unvergesslichen Augenblick im Phantasieland. Lassen Sie für Momente die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Phantasie verwischen. Das Kasperltheater ist hierfür ein altbewährter und immer hochaktueller Weg. Egal aus welchem Anlass gespielt wird, das Kasperltheater wird zu einem unvergessenen Moment im Leben jeden Kindes.



 

 Ein kurzer historischer Überblick

"Puppenspiel" im weiten Sinne kann man schon sehr früh finden. Es handelt sich dabei aber nicht um eine Theaterform. Im klassischen Griechenland waren bewegliche Figuren bekannt, welche durch Fadenzüge unsichtbar gesteuert wurden. Sie wurden aber nicht für Aufführungen benutzt. "Puppentheater" als "Puppenspiel" im engeren Sinne ist dagegen erst in jüngerer Zeit bekannt.

5000-1000 v. Chr. Die Ursprünge des Schattentheaters werden in China, Indonesien und Indien vermutet. Die Legende vom Silberschmied Jen-shi spielt 1000 v. Chr.

11. Jhd. Es finden sich erstmals Schriftzeugnisse über Schattentheater als festen kulturellen Bestandteil. Dies lässt darauf schließen, dass schon viel früher mit dem Schattentheaterspiel begonnen wurde, was wohl hauptsächlich für den Asiatischen Raum zutrifft.. Im arabischen Kulturkreis erscheinen Gaukler, welche Figuren hinter Vorhängen versteckt führen.

13./14. Jhd. Nachdem Europa während der Kreuzzüge erstmals mit dem Puppenspiel in Berührung kam, tauchen nun erstmals Zeugnisse des Handpuppenspiels in mittelalterlichen Handschriften auf. Eine Spielfigur aus dieser Zeit wird bei Ausgrabungen in Schwerin gefunden. Nach Frankreich könnte das Puppenspiel (Tatterman) auch über das arabische Spanien gelangt sein.

16. Jhd. In der Türkei wird wohl erstmals Schattentheater gespielt. Zumindest entwickelt sich hier eine eigenständige Schattenspieltradition (Karagös-Spiel). In Mitteleuropa gewinnt das Puppentheater auf den Jahrmärkten an Bedeutung.. Meist sind es Familien, welche sich mit Puppenspiel das Brot verdienen. Hauptthema der Stücke ist die Auseinandersetzung zwischen Himmel und Hölle, zwischen Gut und Böse. Als bekanntestes Stück gilt wohl der "Faust". In der Folge entstehen nun auch ländertypische Volksfiguren (Kasper, Hanswurst).

Die Theaterwelt wird strenger organisiert. Die Puppenspieler finden sich zu Zünften zusammen. Während auf der großen Bühne Figuren wie der Hanswurst verdrängt werden, leben sie im Puppenspiel weiter, mit ihnen der derbe und komische Charakter der Stücke. Da das Puppentheater Hauptsächlich auf Märkten dargeboten wird, müssen die Stücke kurz und "schlagkräftig" sein um das Publikum zu Unterhalten. Es werden auch Stücke der "großen" Bühne gespielt, allerdings in einer vereinfachten Version ("Don Juan, kürzer und besser").

Italien mitte 16. Jhd. Entstehung der Comedia D´ell Arte. Sie findet schnelle Verbreitung und natürlich auch Eingang in die Puppentheaterwelt. Einige der heutigen Figuren haben sich aus ihnen entwickelt (Pierot, Punch).

30 jähriger Krieg Mit der Armut des Volkes nach den Kriegswirren fallen auch die Puppenspielerfamilien in Armut, das Puppenspiel steigt sozial ab. Da andere Kunst- und Theaterformen zur höfischen Kunst werden bleibt aber das Puppentheater die (oft einzige) bekannte Theaterform des einfachen Volkes.

Aufklärung Die neue Geisteshaltung verdrängt die alten Puppenspielerthemen (Auseinandersetzung mit dem Übernatürlichen). Das Puppenspiel verliert für das erwachsene Publikum langsam an Interesse, nur in den Revolutionsländern (z.B. Frankreich) erfährt das Puppenspiel durch eine Politisierung nochmals, auch für Erwachsenenpublikum, an Bedeutung.

Wegen des scheinbar geringen Wertes des Puppenspiels wenden sich die "aufgeklärten" Intellektuellen gegen das Puppenspiel. Das eh schon stark in Bedrängnis geratene Puppentheater muss mit restriktiven Maßnahmen (Spielverbote...) kämpfen und muss eingriffe in die traditionellen Texte und Spielweisen dulden. Die Puppenspieler dieser Zeit konnten auf diese Situation nur bedingt reagieren. Die meisten von ihnen waren Analphabeten, die Stücke nur mündlich tradiert. Zensur und Stückumwandlungen bedurfte aber niedergeschriebener Texte. Dennoch verdanken wir dieser Zeit, dass Textefassungen von Stücken existieren, welche bisher nur als Familientradition weitergegeben wurden. Viele Stücke gehen aber in dieser Zeit verloren.

18. Jhd. In Basel bietet sich für Puppenspieler ein neues Zentrum. Es entsteht eine neue , harte, Zunft der Puppenspieler.

19.Jhd. In Deutschland entstehen romantische Kaspertheaterbühnen, als Publikum werden Kinder angesprochen. Dichter und Theatertheoretiker loben das Puppentheater als besondere Theaterform, es entstehen neue Stücke. Seither gibt es neben den traditionellen Puppenspielerfamilien auch eine "intellektuelle" Form des Puppentheaters. Unter der "Umdeutung" des Puppentheaters zum "Kindertheater" leidet das Figurentheater bis heute.

20. Jhd. Anfang des Jahrhunderts erfährt das Schattenspiel im Jugendstil eine kurzen Blüte.

1917 Nach der Revolution in Rußland wird Puppentheater zur "Volksbildung" eingesetzt.

ca. 1925 Im Bauhaus wird eine Verbindung zwischen Theater und bildender Kunst im Puppenspiel gefunden.

1929 In Prag wird die UNIMA ( Union internationale de la marionette) gegründet. Dies ist eine internationale Vereinigung der Puppenspieler.

1933 Im "3. Reich" werden Puppenspieler für die Propaganda eingesetzt

Ab 1945 Nach dem 2. Weltkrieg erfährt das Puppentheater einen ungeahnten Aufschwung, neue experimentelle Figurenformen entstehen. In den osteuropäischen Staaten wird "Figurenspieler" zum Ausbildungsberuf, im Westen drängt das Figurentheater mit hohem Niveau in die Akademien, muß aber immer noch um Anerkennung kämpfen.

Durch die vielen neuen Figurentypen entsteht das Bedürfnis, einen neuen Begriff für diese Theaterform zu finden, auch als Abgrenzung zum traditionellen Puppentheater. Seither wird der Begriff "Figurentheater" als übergreifender Begriff benutzt. Er umfasst neben den traditionellen Theaterformen mit Puppen auch Mischformen (Menschen- und Puppentheater) und spezielle Theaterformen (Schwarzes Theater, Theater mit Schwarzlicht).